SAP S/4HANA als Hebel für die gelungene digitale Transformation (Teil 2 von 3)
Die digitale Transformation stellt Unternehmen heute im Wesentlichsten vor drei Fragen: wie werden bzw. bleiben sie wettbewerbsfähig in den sich verändernden Märkten, welche Produkte und Services bieten sie an und wie interagieren sie mit dem Kunden? Rolex beantwortet diese Fragen sicherlich anders als BMW und genauso unterschiedlich sind die Auswirkungen der digitalen Transformation auf die Unternehmen.
1. Artikel: Die Rolle von SAP S/4HANA in der Zukunft
2. Artikel: SAP S/4HANA Strategie und Projekte aus der Praxis
3. Artikel: Erfolgsfaktoren einer SAP S/4HANA Implementierung
SAP S/4HANA Strategie
S/4HANA Projekte sind so unterschiedlich, wie die Unternehmen selbst. Einige Kunden haben sich in den letzten Jahren in Richtung Digitalisierung entwickelt, haben Kollaborationstools und eCommerce eingeführt, digitale Produkte lanciert, Prozesse automatisiert, Systeme erneuert, Unternehmensbereiche in Startups ausgegründet. Die anderen befinden sich noch vor großen Herausforderungen. Viele Unternehmen haben ihre SAP Systeme vor 20+ Jahren eingeführt und im Laufe der Zeit an die eigenen Spezifika soweit angepasst, dass die System-Komplexität massiv gewachsen ist und eine grundlegende Überarbeitung der Geschäftsprozesse und der IT Landschaft in den nächsten Jahren auf den Plan ruft. Gerade bei solchen Unternehmen ist die Erneuerung von SAP nicht das einzige Thema auf der IT-Agenda und wird von Jahr zu Jahr von anderen dringenden Themen aus dem Projektportfolio verdrängt.
Die Wahl einer richtigen S/4HANA Implementierungsstrategie und einer klugen Roadmap in Abhängigkeit von der Ausgangsituation ist vor diesem Hintergrund von großer Bedeutung. Nach unserer Schätzung entscheiden sich in etwa ein Drittel der Unternehmen für einen Grüne-Wiese-Ansatz („Greenfield“), ein weiteres Drittel für eine Konvertierung („Brownfield“) und häufig treffen wir auch die Mischvarianten, beispielsweise selektive Migration („Bluefield“), je nach Reife und Effizienz der betroffenen Geschäftsprozesse.
Wenn eine Konvertierung, die oft von Unternehmen mit bereits optimierten Geschäftsprozessen gewählt wird, eine vor allem technische Maßnahme darstellt und mit überschaubaren Investitionen und Risiken verbunden ist, können andere Formen der S/4HANA Migration einen gewaltigen Kraftakt für das Unternehmen bedeuten. Insbesondere die Greenfield Strategie führt oft zu Herausforderungen in drei Bereichen: fachlich und insbesondere prozessual, implementierungsseitig, aber auch strategisch. Hier ist der Aufwand für eine S/4HANA Migration durchaus mit einer Neueinführung vergleichbar.
So ein Projekt muss von Anfang an als strategischer Schritt business- und IT-seitig verstanden werden und setzt eine gewissenhafte Ausarbeitung der IT-Strategie sowie – im Vorfelde – der digitalen Strategie und ein gemeinsames Verständnis im Vorstand, beim CIO oder CDO voraus. Das erfordert ein Review der Kernkompetenzen des Unternehmens, womit sich viele Unternehmen schwertun, insbesondere mit dem Abwägen des Aufwandes gegenüber Business Benefits mitten in wirtschaftlich unsicheren Zeiten.
SAP S/4HANA Projekte in der Praxis
Als Berater haben wir in den letzten Jahren einige Unternehmen begleitet, die mit SAP S/4HANA Implementierung den Weg einer Modernisierung gegangen sind. Ohne Zweifel, die Entscheidung im Top-Management dazu fällt nicht leicht. Es ist vor allem die Komplexität der Veränderung, die dem Vorhaben eine abschreckende Wirkung verleiht. Es sind die strukturellen, kulturellen und technologischen Wechselwirkungen, die zusammen mit einer hohen Dynamik des Marktumfeldes zu unübersichtlichen Verhältnissen führen. Auch die Vorteile digitaler Produkte und neuer Technologien sind nicht von vornherein berechenbar. Investitionsentscheidungen müssen auf einer risikobehafteten Grundlage getroffen werden. Allein sicher ist, dass schon vor Beginn mit den Vorbereitungen erhebliche Ressourcen in Business und IT gebunden werden, die dann im Tagesgeschäft fehlen. All das führt zu gewissem Unbehagen bei Entscheidern und allen anderen Mitarbeitern.
So wie in der jüngsten Vergangenheit vielerorts auf Start-Ups gesetzt wurde – nicht immer mit den besten Erfahrungen, so ähnlich ist es auch mit S/4HANA Projekten: nicht selten kämpfen Unternehmen mit Budgetüberschreitungen und Projektverzögerungen. Vereinzelt werden S/4HANA Implementierungen sogar aus dem vollen Lauf gestoppt, falls laufende Kosten und Projektfortschritt nicht im Einklang stehen.
Die meisten deutschen CxO fragen sich daher zu Recht, welcher Value Case hinter der Nutzung von SAP S/4HANA steckt, was die Business Impacts sind, und was die Alternativen. SAP liefert dazu nicht immer ausreichende Informationen, und in wirtschaftlich unsicheren Zeiten führt es oft zu langen Entscheidungswegen. In Teilen mögen sich Manager von dem machtvollen Technologieprovider zu millionenschweren Entscheidungen gedrängt fühlen – mit der Umstellung auf S/4HANA spätestens zu einem festen Stichtag, wo der Service durch SAP eingestellt wird. Sicher ist eine solche Betrachtung unausgeglichen, will SAP den Unternehmen mit der Standardisierung, höherer Flexibilität und Schnelligkeit der Geschäftsprozesse eine Eintrittsplattform für die digitale Welt bieten.
Gerhard Göttert, Vorstand Anwendungsportfolio bei der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) e. V., formulierte:
„Aus Sicht der DSAG ist die Tatsache erfreulich, dass Kunden grundsätzlich ein schrittweiser Übergang aus der bestehenden ERP-Welt in SAP S/4HANA ermöglicht wird. Wir erwarten in diesem Zusammenhang, dass die Kunden beim notwendigen Transformationsprozess von SAP begleitet werden. Auch hier, wie in anderen Bereichen, ist es wichtig, dass SAP den Business-Mehrwert von SAP S/4HANA anschaulich darstellt.“ „Die DSAG vertritt nach eigenen Angaben mehr als 3500 Unternehmen und ist schon deshalb ein wichtiger Ansprechpartner für Deutschlands IT-Vorzeigekonzern. Umso stärker wiegt die Kritik. 30 Prozent der befragten DSAG-Mitglieder haben wenig oder gar kein Vertrauen in SAP als „Digitalisierungspartner“. Die Mehrheit sei unsicher. Nur ein knappes Viertel vertraut demnach der Strategie von SAP.“
Nicht immer scheinen alle Unternehmenslenker bereit zu sein, durch unsichere Investitionen das Überleben – sowohl das eigene als auch des Unternehmens – aufs Spiel zu setzen.
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